Zwischen Raum und Materie: Drahtplastiken von Stefanie Welk
Edelstahldraht ist als Linie im Raum filigran und biegsam, die glatte Oberfläche reflektiert das Sonnenlicht. Als künstlerisches Medium bietet dieses Material beinahe unbegrenzte Gestaltungsmöglichkeiten. Stefanie Welk schätzt die unmittelbar haptische Erfahrung mit diesem Werkstoff. In ihren Händen entsteht durch Biegen, Drehen, Verziehen, Knoten und Schweißen ein robustes Geflecht, ähnlich einer in die dritte Dimension erweiterten Skizze voller Dynamik. Von Licht und Raum durchdrungen entfalten ihre Arbeiten eine sphärische Wirkung.
Stefanie Welk ist fasziniert davon, das menschliche Sein in seiner Dynamik zu erfassen und ihm in künstlerischer Form Ausdruck zu verleihen. Draht aus Stahl und rostfreiem Stahl sind ihre bevorzugten künsterlischen Werkstoffe, die es ihr erlauben, hinter der Materie liegende Räume, Schwingungen, Felder oder Bewegung sichtbar zu machen. Einerseites verschwindet so das vordergründig Schwere, Feste und Abgegrenzte und eine energetische Realität zeigt sich, in dem Körpergrenzen sich auflösen und pulsieren. Durch ihren filigranen Charakter erscheinen viele der Plastiken zudem wie Zeichnungen im Raum, die sowohl ihr eigenes Volumen als auch das sie umgebende Feld beschreiben und sich mit ihm verbinden.
Licht- und luftdurchlässige Figuren entstehen, befreit von ihrer Masse, reduziert auf wenige konturierende Strukturen. Zeitgenössischen Themen der modernen Gesellschaft, wie Vernetzung, Aufbruch sowie Drang, immer wieder über sich selbst hinaus zu wachsen, sind über die verschiedenen Werkgruppen hinweg durchgängig erkennbar. Seit 2004 widmet sich Stefanie Welk verstärkt dem öffentlichen Raum, für den auch im Auftrag zahlreiche Großskulpturen entstanden sind, die aufgrund ihrer Oberflächenbeschaffenheit und Dimensionalität mit den bestehenden Lichtverhältnissen bei Tag und Nacht in vielfältigste Korrespondenz treten.